Die Arbeiterwohlfahrt wurde 90 Jahre
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Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) beging im Jahr 2009 ihren neunzigsten Geburtstag. Mit Festwochen und Aktionen wurde dieses Jubiläum auch in der AWO im Landkreis Güstrow gewürdigt.
Die AWO 1919 - 1933
Der 1. Weltkrieg hinterließ ein völlig zerstörtes Reich, politisch instabil, wirtschaftlich und sozial am Boden. Millionen Bürger sind in Not und hungern. Kriegsversehrte, Witwen, Waisenkinder und alte Menschen sind ohne soziale Hilfen. Eine bisher nicht gekannte Massenverelendung fordert die Selbsthilfe und die praktische Solidarität vieler freiwilliger Helfer und Helferinnen geradezu heraus.
Nicht nur die aktuelle Not führte zu der Idee einer „Arbeiterwohlfahrt". Das politische Ziel sollte sein, die unterdrückende Armenpflege des alten Kaiserregimes abzulösen und an die Idee der Selbsthilfe und Solidarität in eine moderne Wohlfahrtspflege hinein zu tragen. Arbeiterinnen und Arbeiter sollten nicht nur Objekt der Armenpflege sein.
Am 13.Dezember 1919 rief die Sozialdemokratin Marie Juchacz den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt" in der SPD ins Leben.
Marie Juchacz war zu der Zeit Frauensekretärin beim Parteivorstand der SPD, Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und erste parlamentarische Rednerin in diesem ersten frei gewählten deutschen Parlament.
Neben der „bürgerlichen Wohltätigkeit „ wurde ein sozialdemokratischer Wohlfahrtsverband aufgebaut, unter dem man allerdings damals etwas anderes verstand als heute.
In den zwanziger Jahren wurden eine Vielzahl von Diensten und Einrichtungen wie Nähstuben, Mittagstische Werkstätten, Beratungsstellen sowie die Ausbildung für einen sozialen Beruf augebaut. 1926 wurde die AWO als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege anerkannt. Die AWO wurde zur Helferorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen unabhängig von ihrer Konfession und Herkunft.
Nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler wurde die AWO verboten.
Der Versuch, der Nationalsozialisten die AWO zu missbrauchen und in eine nationalsozialistische Wohlfahrt zu überführen, misslang. Führende Frauen und Männer wurden verfolgt, verließen das Land oder wurden auch verhaftet. Das Vermögen wurde beschlagnahmt. Die AWO hörte auf zu existieren.
Am 22.März 1918 referierte die Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz in der Güstrower Friedrichshalle vor Mitgliedern der Güstrower SPD und vielen interessierten Bürgern über „Friedenshoffnungen und Friedenswünsche der Frauen".
Die Gründung der AWO erfolgte im Zeitabschnitt 1924/1925. Erste Aktivitäten werden im Zusammenhang mit der SPD 1927 erwähnt. Nachweisbar ist die Tätigkeit seit 1929.
So werden in dem historischen SPD Versammlungsprotokollbuch von 1909 bis 1933 Verschieden Tätigkeiten dokumentiert.
- Protokoll vom 15.Januar 1930: Es wird in der Mitgliederversammlung der SPD von gemeinsamen Kinderfesten und Ausflügen von SPD und AWO berichtet.
- Protokoll vom 13.März 1930: Hier wird vermerkt, dass die AWO 500,00 RM von der Güstrower Stadtkasse für soziale Zwecke erhalten hat. Die SPD Stadtfraktion bedankt sich bei der AWO und SPD für die Arbeit der Frauen in der guten Betreuung der Kinder im Walderholungsheim in den Güstrower Heidbergen.
Walderholungsheim 1928 Fotos |
Walderholungsheim 1929 Fotos |
Walderholungsheim 1930 Fotos | Walderholungsheim 1931 Fotos |
1927 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau des Kinder - Walderholungsheimes. Die Baumaßnahmen begannen ebenfalls 1927. Beim Bau beteiligt waren auch der Brunnenbaumeister Wolter und der Zimmermeister Rist. 1928 wurde Das Heim eröffnet. Betreiber war die Stadt. Die Leitung und die Köchin waren Stadtangestellte. Die restliche Betreuung erfolgte durch ehrenamtliche Mitarbeiter der AW0. Für die medizinische Betreuung war der Kinder- und Schularzt Dr. Paul Ivens zuständig.
Die Begleitung durch die AWO erfolgte bis 1932. Danach übernahmen die Nationalsozialisten diese Einrichtung. Fundamentreste sind noch zwischen der ehemaligen Gaststätte Glevinerburg und dem Kurhaus zu sehen.
Weiter Berichte über die Arbeit der AWO sind am 08.11.1929 über einen bunten Abend und am 05.12.1930 über einen Filmabend im Tivoli in der Güstrower Zeitung erwähnt.